50. ISM: Aussteller-Storys Teil 4
28.08.2020
Früher war weniger Lametta – Wie sich die Präsenz auf der ISM änderte?
Einige von Ihnen kennen vielleicht den Spruch aus dem Loriot-Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“, in dem der Opa mit den Worten „Früher war mehr Lametta“ bedauert, dass die Weihnachtsbäume nicht mehr so üppig dekoriert werden wie seinerzeit. Im Messewesen scheint das Gegenteil der Fall zu sein, so jedenfalls die Erinnerungen einiger Aussteller der ISM Cologne, die seit der ersten Veranstaltung 1971 mit von der Partie sind.
Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass aus der reinen Musterschau, bei der die Information im Vordergrund stand, die Weltleitmesse für Süßwaren und Snacks wurde, auf der man sich zeigen und das Image des Unternehmens auch mit Erscheinungsbild kommunizieren möchte. Dieser Meinung ist auch Claus Cersovsky, Geschäftsführender Gesellschafter von Rübezahl und der Rübezahl-Riegelein-Gruppe: „Damals wollte man vor allen Dingen über die Produkte informieren. Man wollte zeigen, was es gibt, was man anzubieten hat. Im Laufe der Zeit ist dann die Emotion dazugekommen. Man bindet die Produkte heutzutage in Produktwelten ein. Man verkauft nicht nur Produkte, sondern ein „Gefühl". Und das spiegelt sich auch im Messestandbau wieder.“
1986 stand Produktvielfalt im Vordergrund der Messepräsentation auf der ISM.
Aussehen der Messestände der ISM werden attraktiver und bunter
Dr. Markus Schinle, Chr. Storz GmbH & Co. KG, Inhaber und Urenkel des Gründers und seit 1976 bei fast jeder ISM dabei, erinnert sich: „Die Stände waren in den ersten Jahren weniger professionell, aber ausgesprochen liebevoll und aufwändig gebaut. Die meisten Hersteller, so auch wir, haben die Stände in handwerklicher Arbeit vor Ort über mehrere Tage aufgebaut. Professionelle Modulstände waren eher selten.“
Fakt ist, dass auf der ersten ISM schlichte, von der Koelnmesse bereitgestellte Kojenwände und einfaches Mobiliar den 351 Ausstellern als Stände dienten. Das Aussehen der Messestände änderte sich mit der Zeit bis hin zu ausgesprochen beeindruckenden Auftritten.
Fred Windel, CEO der Windel Group, sieht darin nicht nur Vorteile: „Rein äußerlich sind die Stände heute deutlich attraktiver gestaltet und nicht mehr einheitlich wie vor 50 Jahren. Allerdings sind dadurch auch die Kosten und der Planungsaufwand erheblich gestiegen.“
Windel Adventskalender waren 1987 heißbegehrte Produkte auf der ISM.
Und auch Claus Cersovsky weist auf dieses Thema hin: „Man sollte nicht vergessen, dass sich im Laufe der 50 Jahre auch die Kosten verändert haben. Dies leider nicht zum Positiven. Was ein Messeauftritt heute summa summarum kostet, ist mit den Kosten von damals natürlich in keiner Weise vergleichbar.“
Die Präsentation der Süßwaren und Snacks um Vordergrund
Das könnte sich mit der gegenläufigen Entwicklung in Richtung ‚„back to basics" ändern, die Dr. Karel Koster, Geschäftsführer Stereo Holland Gebaeck, der seit 1980 für das Unternehmen auf der ISM Cologne anwesend ist, zu erkennen glaubt: „Es hat zunächst einen Drang zu immer größeren und beeindruckenderen Messeständen gegeben. Nun erfolgt – meinem Eindruck nach – eine Rückkehr zum schlichten Präsentieren der Ware.“
Doch nicht nur das Aussehen der Messestände hat sich im Laufe dieser 50 Jahre ISM Cologne geändert, auch die Vorschriften waren andere.
Wie rein sachbezogen und streng es damals zuging, zeigt die Anekdote von Thomas Ullrich, Geschäftsführer Kuefa Werk: „Ich war am Anfang noch nicht dabei. Mein Vater sagt, früher waren es natürlich deutlich weniger Aussteller, vor allem weniger ausländische Aussteller, und die Stände waren damals kleiner. Die Vorschriften bezüglich der Gestaltung der Stände waren wesentlich strenger. Wir mussten unser „Lolly-Dosen-Riesenrad" abschalten, weil es unseren Nachbarn gestört hatte, dass sich an unserem Stand etwas bewegt.“ Heute, in Zeiten, in denen es überall blinkt und rennt und quietscht und brummt, fällt man hingegen fast schon aus dem Rahmen, wenn man auf all das verzichtet."