Neue Chancen durch Digitalisierung: Von der Süßwarenproduktion bis zum Vertrieb
11.12.2024
Effizienzsteigerung in der Süßwarenproduktion
Die Integration digitaler Technologien in die Produktionsprozesse führt zu einer erheblichen Steigerung der Effizienz und Qualität. Unternehmen in der Süßwarenbranche setzen zunehmend auf innovative Ansätze, um ihre Produktionskapazitäten zu maximieren und gleichzeitig nachhaltige Ziele zu erreichen.
Augmented Reality zur Remote-Unterstützung in der Süßwarenproduktion
Nestlé hat während der COVID-19-Pandemie den Einsatz von Augmented-Reality-Technologien (AR) erheblich ausgeweitet, um Remote-Unterstützung für Produktions- und Forschungsstandorte zu ermöglichen.
Mithilfe von Tools wie Smart Glasses, 360-Grad-Kameras und 3D-Software konnten Expertenteams komplexe Aufgaben wie die Einrichtung neuer Produktionslinien, Wartungsarbeiten und Ausrüstungsprüfungen aus der Ferne unterstützen. Dies reduzierte nicht nur die Notwendigkeit für Dienstreisen, sondern steigerte auch die Effizienz und beschleunigte Arbeitsabläufe.
Langfristig plant Nestlé, diese Technologien weiter einzusetzen. Ziel ist es, Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten und den CO₂-Ausstoß zu verringern. Dieser innovative Ansatz zeigt, wie digitale Technologien zur Optimierung von Betriebsabläufen beitragen können.
Effizienzsteigerung in der Fertigung durch vernetzte Produktionsanlagen
Der Einsatz von Technologien des Internet of Things (IoT) erlaubt es, Maschinen und Prozesse in Echtzeit zu überwachen. Dies führt zu präziser Steuerung, frühzeitiger Fehlererkennung und minimalem Produktionsausfall.
Die Zentis Süßwaren GmbH & Co. KG hat beispielsweise ihre Fertigung durch die Nutzung von oee.ai , einer Lösung zur ganzheitlichen Produktionsüberwachung, signifikant optimiert. Dank Echtzeitdaten lässt sich eine bessere Auslastung der Maschinen und eine schnellere Problembehebung realisieren.
Effizienzsteigerung in der Produktion durch Automatisierung
Ferrero setzt bekanntermaßen auf modernste digitale Lösungen, um die Effizienz in der Süßwarenproduktion zu steigern.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Nutzung von Plant Simulation aus dem Tecnomatix®-Portfolio in Kombination mit der Automatisierungstechnologie SIMATIC. Diese Technologien wurden eingesetzt, um die Planung und Inbetriebnahme eines Hochregallagers zu optimieren. Durch digitale Simulationen konnte Ferrero nicht nur den Planungsprozess beschleunigen, sondern auch die Produktionskapazität effizient anpassen. Obwohl der spezifische Einsatz von Robotik nicht dokumentiert ist, zeigt Ferrero mit diesen Maßnahmen, wie Automatisierung und digitale Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität beitragen können.
Nachhaltigkeit durch Digitalisierung
Digitale Technologien leisten einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigeren Süßwarenproduktion, indem sie Prozesse optimieren, Ressourcen effizienter nutzen und Abfall reduzieren. Innovative Ansätze schaffen neue Möglichkeiten für Unternehmen, Umweltziele zu erreichen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies gilt auch für die Süßwarenbranche, in der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Datengetriebene Produktionsoptimierung
Durch die Integration von IoT-Sensoren und KI-gestützter Analytik können Produktionsanlagen kontinuierlich überwacht und optimiert werden. Beispielsweise nutzt Ritter Sport ein Blockheizkraftwerk, das 70 Prozent des Energiebedarfs der Fabrik deckt, und die Süßwarenproduktion erfolgt vollständig mit erneuerbarer Energie. Zusätzlich wird durch den Einsatz von Monomaterialien für Verpackungen die Recyclingfähigkeit erhöht.
Transparenz entlang der Lieferkette
Digitale Technologien wie Blockchain bieten umfassende Transparenz in Lieferketten. Dies ist besonders in der Süßwarenbranche relevant, wo die Herkunft von Rohstoffen wie Kakao von zentraler Bedeutung ist.
Chocolats Halba unterstützt beispielsweise 2.500 Bäuerinnen und Bauern in Westafrika bei der Umstellung von Kakaomonokulturen auf nachhaltige Mischkulturen, um Entwaldung zu vermeiden. 90 Prozent der Produkte des Unternehmens tragen Nachhaltigkeitslabels, was durch digitale Nachverfolgbarkeit unterstützt wird.
Süßwarenproduktion: Transparenz in der Kakaoproduktion | Copyright: Александр Марченко / Adobe Stock
Virtuelle Simulation und digitale Zwillinge
Digitale Zwillinge, also virtuelle Repräsentationen von Produktionsanlagen oder Produkten, versetzen Unternehmen in die Lage, Produktionsprozesse vorab zu simulieren und zu optimieren.
Zotter Schokolade setzte schon früh auf nachhaltige Schokoladenproduktion und maximale Transparenz: Das Unternehmen bietet in seiner „Erlebniswelt“ einen detaillierten Einblick in die bio-zertifizierte, fair gehandelte Herstellung und nutzt digitale Mittel zur Optimierung der Produktion.
Förderung nachhaltiger Konsummuster
Durch digitale Plattformen kann die Endkundschaft gezielt über nachhaltige Produkte informiert werden. SweetConnect beispielsweise unterstützt durch Echtzeit-Analysen die Optimierung von Produktionsprozessen, was nicht nur Ressourcen spart, sondern auch nachhaltigere Produkte hervorbringt. QR-Codes auf Verpackungen könnten in der Zukunft dazu beitragen, detaillierte Informationen zur Nachhaltigkeit direkt an die Endkundschaft weiterzugeben.
KI-gestützte Nachhaltigkeitsstrategien
Künstliche Intelligenz unterstützt bereits heute viele Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Strategien. Viele Süßwarenunternehmen analysieren mit KI und datenbasierten Ansätzen Optimierungsmöglichkeiten, um ihre Umweltziele effizient zu erreichen. So lassen sich Abfall, Energieverbrauch und Emissionen gezielt reduzieren.
Neue Wege im Vertrieb
Die Digitalisierung eröffnet der Süßwarenbranche innovative Vertriebskanäle und zielgerichtete Marketingstrategien. Durch die gezielte Nutzung von E-Commerce, datenbasierter Zielgruppenanalyse und Künstlicher Intelligenz können Unternehmen ihre Produkte effizienter und personalisierter an die Kundschaft bringen.
E-Commerce und Direct-to-Consumer-Modelle
Viele Süßwarenhersteller setzen verstärkt auf den Direktvertrieb über Online-Plattformen. Ein Beispiel ist das Unternehmen HARIBO, das in seinem Online-Shop personalisierte Runddosen anbietet. Kundinnen und Kunden können aus verschiedenen Vorlagen für das Etikett-Design wählen, einen persönlichen Grußtext verfassen und ein eigenes Foto hinzufügen. Allerdings ist die individuelle Zusammenstellung von Produktmischungen derzeit nicht möglich.
Datengetriebene Zielgruppenansprache
Durch die Analyse von Daten der Kundinnen und Kunden können herstellende Firmen ihre Zielgruppen zielsicher ansprechen. So konnte beispielsweise Ritter Sport gezielte Marketingstrategien entwickeln und limitierte Editionen schaffen, die den Geschmack der Zielgruppe genau treffen.
Ein Beispiel dafür ist die vegane Schokoladensorte „Cacao y Nada“, die 2021 eingeführt wurde und auf den Trend zu pflanzlichen Produkten sowie zuckerfreien Alternativen reagierte. Ebenso brachte Ritter Sport im Jahr 2022 die beliebte Sorte „Olympia“ nach einer Fan-Abstimmung zurück, eine klassische Kreation aus den 1980er-Jahren, die dank Community-Feedback und Trendanalysen erneut zum Erfolg wurde.
Jährlich erscheinen zudem saisonale Produkte wie der „Sommer-Mix“, der Sorten wie „Erdbeer-Vanille-Waffel“ oder „Coconut Wafer Style“ umfasst und auf saisonale Geschmackstrends abgestimmt ist. Auch die beliebten „Schokowürfel Weihnachtseditionen“ werden regelmäßig angepasst, basierend auf Meinungen von Kundinnen und Kunden sowie Verkaufszahlen zu weihnachtlichen Aromen.
Künstliche Intelligenz optimiert Marketingmaßnahmen
Auch Milka nutzt digitale Technologien, um den Direct-to-Consumer-Vertrieb zu unterstützen. Mit Künstlicher Intelligenz werden Marketingstrategien optimiert, um personalisierte Inhalte für E-Commerce-Kampagnen zu erstellen. So sorgten interaktive Aktionen wie die Kampagne „Sag es mit 'nem Song!“, bei der die Kundschaft über eine Aktionspackung einen KI-generierten Song erstellen konnte, für ein individuell abgestimmtes Erlebnis der Kundinnen und Kunden.
Zudem plant die Muttergesellschaft Mondelez International, KI-Plattformen einzusetzen, um Echtzeitdaten in die Erstellung von Werbeinhalten einzubinden, die direkt auf sich verändernde Zielgruppenbedürfnisse reagieren. Diese Verbindung von Technologie und Vertrieb zeigt, wie Unternehmen den Online-Markt mit innovativen Ansätzen stärken.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Süßwarenproduktion
Trotz zahlreicher Vorteile bringt die Digitalisierung der Süßwarenproduktion auch Herausforderungen mit sich. Hohe Investitionskosten und die Integration neuer Technologien in bestehende Systeme stellen vor allem kleinere Unternehmen vor große Hürden. Der Schutz sensibler Daten der Kundinnen und Kunden ist ebenfalls ein zentraler Punkt, der eine strikte Einhaltung von Datenschutzrichtlinien wie der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfordert.
Dennoch überwiegen die Chancen. Die Digitalisierung erlaubt effizientere Arbeitsweisen, eine bessere Zielgruppenansprache und die Entwicklung innovativer Produkte. In den kommenden Jahren wird die zunehmende Vernetzung, kombiniert mit Künstlicher Intelligenz und Automatisierung, die Süßwarenbranche weiter revolutionieren. Unternehmen, die sich frühzeitig auf diese Entwicklung einlassen, können sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern. Mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und kreative Ansätze wird die Branche nicht nur ihre Effizienz und ihren Erfolg steigern, sondern auch neue Maßstäbe für das Erlebnis der Kundschaft setzen.