Süßwaren und Snacks in der MENA-Region
01.09.2021
Lu Ann Williams, Global Insights Director Innova Market Insights
Die Region Middle East & Northern Africa (MENA) ist für Hersteller von Süßwaren und Snacks ein attraktiver Absatzmarkt mit weiterem Potenzial zum Wachstum. Mit der yummex Middle East, die nach Vorbild der ISM konzipiert wurde, bietet die Koelnmesse eine zentrale Plattform für Produzenten und Hersteller der Süßwaren- und Snackindustrie, um ihre Produkte und Innovationen dem Who-is-Who der MENA-Region zu präsentieren. Welches Potenzial im Süßwaren- und Snackmarkt dieser Region steckt, erläutert Lu Ann Williams, Global Insights Director bei Innova Market Insights im Interview mit der ISM und der Yummex ME.
Der Markt für Süßwaren und Snacks in der MENA-Region gehört zu den am schnellsten wachsenden Märkten der Branche. Wie hoch würden Sie dieses Wachstum beziffern?
Im Jahr 2020 hatten Süßwaren und Snacks einen Anteil von 16,4 % am regionalen Gesamtvolumen. Die Kategorie verzeichnete dabei in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches jährliches Wachstum von +11 % (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020) und bildete damit das aktivste Segment innerhalb des Gesamtmarktes für Lebensmittel und Getränke – das Wachstum war doppelt so schnell wie der Durchschnitt aller anderen in diesem Zeitraum in der Region registrierten Marktneueinführungen.
Können Sie uns einen Überblick über die sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklungen in diesem Marktsegment geben?
Die Hersteller von Süßigkeiten und Snacks stehen global vor der Herausforderung, Produkte auf den Markt zu bringen, die ganz bestimmte Bedürfnisse abdecken – nicht nur in Fragen der Ernährung, sondern auch was den individuellen Lifestyle der Konsumenten betrifft. Vegan, zuckerreduziert oder proteinreich sind hier nur einige Beispiele. Ein besonderes Wachstumspotenzial ist dabei dem Markt für Süßigkeiten und Snacks auf rein pflanzlicher Basis zuzuschreiben. „Rein pflanzlich“ ist derzeit der Claim auf dem Süßwaren- und Snackmarkt, der weltweit das schnellste Wachstum verzeichnet (+80% durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020). Angesichts dieses raschen globalen Wachstums ist davon auszugehen, dass dieser Trend auch auf die MENA-Region übergreifen wird. Weitere Beispiele für das starke Wachstum von Produkten mit gesundheitsbezogenen Claims sind „präbiotisch“ und „Anti-Aging“. Diese Produkte verzeichnen Wachstumsraten von +40 % bzw. +38 % (durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von 2016–2020 bei weltweiter Betrachtung). Seit Registrierung der ersten Snacks auf rein pflanzlicher Basis in der MENA-Region im Jahr 2019 zeichnet sich eine regionale Reaktion auch hinsichtlich dieser Einzeltrends ab.
Wo sehen Sie die aktuellen und künftigen Top-Trends für Süßwaren und Snacks in der MENA-Region?
Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von +73 % (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020) sind Snacks auf rein pflanzlicher Basis definitiv ein stark wachsendes Segment. Dabei ist diese Kategorie jedoch von ihrem Volumen her mit einem Anteil von 0,4 % am Gesamtmarkt im Jahr 2020 immer noch ein Nischenmarkt. Auch Lakritz und Toffee & Fudge mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von +32% bzw. +27% sind zwar noch kleine, aber schnell wachsende Kategorien (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von 2016–2020).
Weitere Wachstumssegmente innerhalb des Süßwaren- und Snackmarktes in der MENA-Region bilden hauptsächlich Produkte mit auf die Gesundheit oder einen bestimmten Lifestyle bezogenen Claims. Ein Beispiel ist Immungesundheit: Produkte mit diesem Claim haben in den letzten Jahren ein durchschnittliches jährliches Wachstum von +73 % verzeichnet (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020). Starkes Wachstum konnten wir auch bei dem Produktversprechen „Hoher Ballaststoffgehalt/Ballaststoff-Quelle“ beobachten. Produkte mit diesem Claim wiesen ein durchschnittliches jährliches Wachstum von +25 % auf (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020). Beide Entwicklungen zeigen, dass die Verbraucher gezielt Süßigkeiten und Snacks nachfragen, die genau ihre spezifischen individuellen Bedürfnisse abdecken.
Wie könnte eine Erfolgsformel lauten, die Hersteller von Süßigkeiten und Snacks befolgen sollten, um in der MENA-Region im Allgemeinen und im Hinblick auf die skizzierten Trends im Besonderen erfolgreich zu sein?
Ein globaler Trend in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist definitiv das Co-Branding, also die Zusammenarbeit von zwei oder theoretisch auch mehreren Marken mit dem Ziel der Entwicklung von Hybrid-Produkten, mit denen die Dimensionen des Geschmackserlebnisses gezielt erweitert erweitern. Co-Branding-Produkte haben in der Region in den letzten Jahren ein durchschnittliches jährliches Wachstum von +21 % verzeichnet (MENA-Region, durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2016–2020). 39 % aller Marktneueinführungen von Co-Branding-Produkten im Jahr 2020 entfielen übrigens allein auf Kooperationen mit Oreo – so z.B. ein Bonbon mit Oreo-Geschmack. Das Potenzial ist hier also bei weitem noch nicht ausgeschöpft und die Prüfung weiterer Markenkooperationen zur Entwicklung neuer, spannender Hybrid-Produkte für die MENA-Region dürfte noch viele Möglichkeiten für Hersteller von Süßigkeiten und Snacks bieten.